Mudhoney /SØWT, Club Manufaktur 30. August 2024
Die beste Grunge-Band der 90er kommt nach Schorndorf und liefert ein altersgerechtes Set ab. Die Vorband setzt einen musikalischen Kontrapunkt und das Publikum übt sich in Bewegungsminimalismus.
Mir war klar, dass es in der Manufaktur in Schorndorf früh los geht. Dass die Vorband SØWT bei meinem Eintreffen um 20:45 Uhr bei den letzten drei Liedern ist, hat mich dann doch überrascht. Klang nach Post-Hardcore mit lauten und leisten Passagen, mit männlichen und weiblichen Gesangspart. Dazu dissonante Parts und insgesamt interessant.
Mich erinnert die Band aus Groningen gelegentlich an Sonic Youth. Am besten mal bei Bandcamp reinhören: https://sowtmusic.bandcamp.com/ Leider habe ich insgesamt zu wenig vom Auftritt mitbekommen.
Das reichlich vor der Bühne versammelte Publikum klatscht höflich und rührt sich ansonsten wenig. Dazu später mehr.
Schon lange bevor dann Mudhoney die Bühne betreten ist der Konzertraum rappelvoll und die Leute warten geduldig auf den Beginn. Altersdurchschnitt ist sehr hoch, gefühlt höher als bei einem Goldmark’s-Konzert. Heute müssen wirklich alle Grungefans der frühen 90er aus dem Umkreis Stuttgarts da sein, so weit sie noch leben. Nach einiger Zeit kommt die Band auf die Bühne und steigt mit „If I think“ von der Superfuzzbigmuff ein. Danach folgt ein netter Ritt durch die inzwischen doch erkleckliche Zahl an Alben. Auch vom vorletzten Album „Digital Garage„, das ich sehr empfehlen kann, spielen sie „21st Century Pharisees“ und „Nerveattack“.
Ein Ruck geht aber immer durch die dicht gestaffelt stehende Menge, wenn ältere Sachen gespielt werden. Wobei der Ruck erst nach Reihe drei vor der Bühne anfängt. Direkt vor der Bühne müssen sich die Leute festgeklebt oder geackert haben. Hier wird stoisch auf dem Platz verharrt, auf die Band gestarrt, mal das Smartphone gezückt und wenn man ganz crazy ist, etwas mit dem Oberkörper hin und her geschaukelt. Aber das sind wirklich nur die ganz Verrückten. Die anderen rühren sich nicht. In der Mitte des Saals sieht es gelegentlich so aus, als ob sich ein Pit bilden könnte – aber das ebbt schnell wieder ab.
Ich glaube, man merkt, dass ich von dem Konzert nicht ganz so begeistert bin, wie vom Auftritt Mudhoneys vergangenes Jahr in Düsseldorf.Okay, damals habe ich nach 30 Jahren Fandasein das erste Mal die Band gesehen, es war in Düsseldorf, es war nicht so voll, ich konnte Alkohol trinken, da ich nicht Auto fahren müsste…Aber die Publikumsreaktion war wirklich besser und das macht halt viel aus. Leider sind die Shows von Mudhoney inzwischen auch wesentlich ruhiger und Mark Arm hat außer einer Begrüßung auf Deutsch zwischen den Songs nichts gesagt. Das war früher wohl mal anders, wenn man der Diskussion auf Facebook glauben darf.
Das Konzert ist übrigens der Start der diesjährigen Europatour der Band. Da tut es mir für Mudhoney wirklich Leid, dass es so los geht. Mal sehen, wie es das nächste Mal für mich wird – hoffentlich nicht wieder in der Manufaktur.
Auf der Stuttgarter Konzert-Seite Gig-Blog findet sich ein Konzertbericht, der etwas begeisterter als meiner ausfällt: https://www.gig-blog.net/2024/09/01/mudhoney-30-08-2024-manufaktur-schorndorf/
Die da veröffentlichten Fotos sind professionell aufgenommen.
Wer sich selbst ein Urteil bilden möchte, kann sich das gesamte Konzert auf Youtube ansehen. Ein Zuschauer hat tatsächlich den gesamten Auftritt gefilmt und eingestellt:
https://www.youtube.com/watch?v=xvyGFpbi-Xo