Harald Riegg, Emma 23 31. Oktober 2024
Passend zu Halloween sucht Harald Riegg gruselige oder morbide Geschichten heraus. Auch wenn hie rund da das Blut spritzt bleibt der Grundton der Lesung heiter und regt das Publikum zum Lachen an.
Auf besonderen Wunsch von Wirtin Annabel bereitet Harald Riegg für den Halloweenabend eine Grusellesung vor. Die beginnt mit einer Einführung über Entstehung von Halloween in Irland, Verbreitung über irische Einwanderer in den USA und seit den 1990ern in Deutschland. Letzteres damals als Ersatz für dem ausgefallenen Karneval wegen des Irakkriegs.
Die eigentliche Lesung beginnt mit der Geschichte „Das verfluchte Ding“ von Ambrose Bierce aus „Hinter der Wand“. Der Autor war ein Zeitgenosse von Edgar Allan Po und die Geschichte spielt Ende des 19 Jahrhundert irgendwo im Westen. In einer Hütte sind die Geschworenen und der Untersuchungsrichter versammelt und versuchen heraus zu finden, wie ein einsam lebender Farmer und Holzfäller zu Tode gekommen ist. Der Tote ist furchtbar zugerichtet. Als Zeuge tritt ein Journalist auf, der mit dem Einsiedler eine Zeit lang zusammen gelebt hat, da er ein Vorbild für eine Geschichte gesucht hat. Er liest aus seinem Manuskript vor, das er über die Geschehnisse am Todestag des Einsiedlers verfasst hat. Sie gehen gemeinsam auf die Jagd nach Wachteln. Plötzlich scheinen sie von etwas angegriffen zu werden – Pflanzen werden bewegt, allerdings ist nichts zu sehen. Der Farmer ist dem Wesen offenbar vorher schon mal begegnet, denn er ruft „Das verfluchte Ding“. Er feuert und nach nachdem ohrenbetäubendes Gebrüll ertönt wird der Mann offenbar von etwas angegriffen. Geräusche wie wenn Hunde kämpfe sind zu hören und und der Mann ist nicht mehr zu sehen.
Von Seiten der Geschworenen wird Zweifeln an der Zurechnungsfähigkeit des Zeugen geäußert. Als der Zeuge das Tagebuch des Toten lesen möchte. lehnt das der Untersuchungsrichter ab. Es spiele für den Fall keine Rolle. Am Ende wird als Todesursache der Angriff eines Berglöwen genannt.
Zur Auflockerung liest Harald jetzt Einträge aus Ambrose Bierce „Des Teufels Wörterbuch“, vor In dem sind satirische Wortdefinitonen versammelt. Vor der Pause trägt Harald noch die Moritat „Sabinchen war ein Frauenzimmer“ von Claire Waldoff vor. In ihr wird Sabinchen das Opfer eines verarmten Schusters. Nachdem er von ihrer Herrschaft Löffelt stiehlt, sie die Anstellung verliert und sich beim Beklagt, schneidet er ihr die Kehle durch. Danach wird er be Wasser und Brot eingesperrt. Obwohl der Inhalt recht morbide und blutrünstig ist, muss der Großteil des Publikum lachen.
Nach der Pause geht es mit David Sedaris „Das Mädchen von nebenan“ aus „Nachtprogramm“ weiter. Der Bezug zu Halloween ist hier nicht so offensichtlich. Der Erzähler beschreibt sein Leben als Künstler in New York, das er mit einer Halbtagsarbeit auf dem Bau finanziert. Er wohnt in einer heruntergekommenen Gegend und freundet sich mit einem vernachlässigten Nachbarsmädchen an. Seine Mutter warnt ihn vor dem Kind, doch er hört nich auf sie. Das Mädchen fängt an ihn zu bestehlen und ihre gelangweilte Mutter kümmert es nicht. Obwohl das Mädchen weitaus jünger als er ist, setzen ihre Nähe und der mögliche Vorwurf eines sexuellen Missbrauchs ihn so stark unter Druck, dass er beschließt wegzuziehen. Zum Abschied wirft das Mädchen ihm noch ein Schimpfwort hinterher und macht sich über seine Homosexualität lustig.
„Jatranka“ ist eine von Harald im Band „Stärkere als du“ veröffentlichte Geschichte. der Erzähler trifft in einer Bar eine Frau, die von ihrer Freundin in Yogoslawien erzählt. Die ist einige Jahre zuvor an ihrem Hochzeitstag gestorben. Die Braut soll als Mutprobe das Holzkreuz einer Verdorbenen vom Friedhof holen. Sie hilft ihrer Freundin das Holzkreuz in die Kneipe zu schleppen und anschließend wieder zurück auf den Friedhof. Als sie dort ein Fauchen hören, renn sie beide davon, allerdings bleibt die Brau zurück. Sie sieht wie sie über dem Grab zusammen bricht. Die Hochzeitsgesellschaft geht zum Friedhof und finde neben einer Katze die tote Braut. Sie hatten mit dem Holzkreuz ihr Kleid in den Boden gerammt, so dass sie wohl dachte etwas hält die fest und an einem Schock stirbt. Als der Erzähler wegen der komischen Todesumstände lachen muss, bleibt er alleine mit der Rechnung in der Bar zurück.
Den Abschluss macht „Bolle reiste jüngst zu Pfingsten“. Ein gewisser Roller fährt zu Pfingsten nach Pankow, verliert aber seinen jüngsten Sohn, das Essen ist aus, er gerät in eine Schlägerei, Als er lädiert nach kommt, verdrischt ihn seine Frau. Trotzdem wird im Refrain immer wieder betont, dass sich Bolle köstlich amüsiert hat. Boll beschließ zu sterben, legt sich auf Schienen und wird von der Kleinbahn überfahren. Der Pfarrer lässt ihn auch dem Amen auf den Mist werfen, womit die Geschichte und der Gruselabend endet.