Dicke Eier und flüssiges LSD

Harald Riegg liest im November 2024 in der Emma 23 Heilbronn

Harald Riegg, Emma 23 28. November 2024

Die November-Ausgabe der monatlichen Literatur-Auswahl von Harald Riegg vereint, dass es sich ausschließlich um europäische Autoren handelt. Inhaltlich und örtlich erstrecken sie sich vom Alpenraum bis in die USA und bieten alles zwischen Humor, Drogen und Revolution.

Der Engländer Nick Hornby wurde durch das Fußball-Buch Fever Pitch bekannt. Das ist schon recht lange her und inzwischen schreibt er über alle möglichen Themen. Harald Riegg hat für den Start dieser Lesung „Keiner hat gesagt, dass du ausziehen sollst“ ausgewählt. Das Paar Tom und Louise besuchen nach einer Affäre von Louise eine Paartherapie. Vor jeder Sitzung treffen sie sich in einem Pub gegenüber der Praxis. Hier entspinnt sich ein Gespräch von einer sarkastischen Bemerkung über dicke Eier, dem ungewöhnlichen Vorname der Therapeutin, die Ähnlichkeit zwischen dem Brexit und einer Scheidung. Ganz besonders intensiv wird ein anderes Paar beobachtet, das ebenfalls zur Therapeutin geht. Anschließend schlägt die Frau den Mann und sie kommen ebenfalls in den Pub, wo der Mann dann weint. Für alle, die lieber schauen als lesen: Das Buch wurde auch als Serie verfilmt – die erste Staffel von „State of the Union“ ist laut Harald sehenswert.

Weiter geht es mit Der Resolution der Kommunarden“ von Bertolt Brecht. In Ihr verarbeitet er die Geschichte um die Gründung der Pariser Kommune nach dem Deutsch-Französischen Krieg1871. Das Lied ist dann auch in das Stück „Die Tage der Commune “ eingeflossen. Im Prinzip wird auf vielerlei Weise erklärt, warum man sich künftig das nehmen wirdwas man braucht und zu den Waffen greifen wird. Revolution eben.

Harald Riegg an seinem Arbeitsplatz
Hie mit gestische Untermalung zum Text

Es folgt Haralds Geschichte „London Heilig Abend“ aus dem Get-Shorties-Band“Och nö du fröhliche“ mit Weihnachtsgeschichten. Hier wird aus der Perspektive eines Mannes erzählt, wie er eine Bekannte wiedertrifft und sich erneut verliebt. Sie zieht dann nach London, wo der Mann sie zu Weihnachten besucht. Die beiden gehen aus und nach dem Konsum einiger Pillen die Nacht in einem Underground-Club. Eine wahre Begebenheit aus Haralds Leben – das bleibt offen.

Nach der Pause geht es mit einem Stück aus Thomas Raab „Walter muss weg“ weiter. In einer alpenländischen Dorfgegend leben Hannelore und Walter mehr neben als miteinander. Detailliert werden die kleineren und größeren Reibereien der Dorfbewohner untereinander beschrieben. Kurios wird es als Hannelore Huber vom Bürgermeiste rund Arzt erfährt, dass ihr Mann in einem Bordell gestorben ist. Harald liest die Dialoge pointiert mit Dialektfärbung vor – definitiv erneut das die meisten Lacher bei den Zuhörern.

Die Seitansicht dramatisiert die Hand
Die Unterisicht betont den Vorleser

John Nivens „Music form Big Pink“ spielt in der Hippie-Zeit und mit Gesichten um die ehemaligen Begleitermusikver von „The Band“. Ein Drogendealer von der Ostküste geht mit einem Mädchen aus dem Gruppenumfeld ins Kino. Es wird ein Joint geraucht und heimlich Alkohol während dem Film konsumiert. Der Mann wird immer stärker vom Film ergriffen – die Musik wirkt immer intensiver. Irgendwann eröffnet ihm das Mädchen, dass es flüssiges LSD in ihre Getränke gemixt hat und für ihn beginnt ein Trip, der ihn die Handlung des Film miterleben lässt und schließlich das Kino heulend verlassen.

Zum Heulen konnte einem auch sein, wenn man hört, dass das die letzte Lesung von Harald war. Zum Glück nur für 2024. In der Weihnachtswoche wird er statt zu lesen am 28. Dezember wird unter dem Motto „69 Shades of Rock“ in der Emma Musik auflegen. Die nächste Lesung steigt dann am 30. Januar 2025.

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