Ein Abend mit Plastikball

Harald Riegg, Emma 23 30. Januar 2025

Bei der Januar-Ausgabe von Harald Rieggs Gute Nachtgeschichten-Lesung überrascht ein unerwartetes Requisit. In vielen der ausgewählten Texte spielen Autos ein Rolle.

Auf der Bühne liegt bei dieser Lesungsabend ein Plastik-Ball und ich bin gespannt, welche Rolle der an diesem Abend noch spielen wird. Am Tag eins nachdem Friedrich Merz im Bundestag den Presslufthammer herausgeholt hat, startet Harald Riegg mit einem Auszug aus Alessandro Barricos „Novecento – Die Legende vom Ozeanpianisten“. Übrigens Prominent verfilmt mit Tim Roth in der Hauptrolle. Beschrieben wird wie Anfang des 20. Jahrhunderts ein Baby auf einem Passagierschiff gefunden und von einem Matrosen aufgezogen wird. Über Jahre ist der Junge zwischen Europa und Amerika unterwegs ohne je an Land zu gehen. Als sein Ziehvater stirbt, soll er als Achtjähriger den Behörden übergeben werde. Er versteckt sich für Tage auf dem Schiff. Nachdem die Luft rein ist, taucht er wieder auf und hat unerklärlicherweise Klavier spielen gelernt. Und zwar außerordentlich gut. Ich bin erstaunt zu erfahren, dass es sich bei der Vorlage um eine Theaterstück für eine Person handelt.

Harald Riegg auf der Bühne, vorne rechts der Plastikball
Harald Riegg nachdenklich

Weiter geht es mit Jörg Fausers Gedichtsammlung „Trotzki, Goethe und das Glück“. Harald Riegg wählt die Beschreibung eines Sonntagnachmittags in München-Schwabing aus. Der Erzähler streift durch diverse Lokalitäten und bis jetzt passiert immer noch nichts mit dem Plastikball. Vielleicht kommt das nach der Pause.

Auch nach der Pause bliebt der Ball, wo er ist und Harald Riegg liest eine eigene Geschichte. Mehr als eine Stunde trampt er vergeblich. Als endlich ein Auto hält, spielt der Autofahrer Spielchen mit ihm, indem er nur vorgibt ihn mitzunehmen. Als er davonbraust ereilt ihn die gerechte Strafe in Form eines Unfalls.

Auch in der nächsten Geschichte geht es um Autos. In „Ein weißer Mercedes mit Heckflossen“ von James Hawes wird ein Zeitarbeiter immer wieder mit größeren Summen Bargeld durch London geschickt. Der Erzähler wägt ab, ob er das Geld stehlen soll und erklärt die typischen Fehler anderer Krimineller. So würden sich Leute aus der Unterschicht immer einen auffälligen weißen Mercedes von der Beute kaufen, der es der Polizei leicht macht, den Täter zu schnappen. In seinem speziellen Umfeld ist es der kantige Sicherheitschef der Firma der den Erzähler sich am Geld zu bedienen.

Harald Riegg gestikuliert
Harald Riegg im Profil

John Water ist vor allem als Regisseur von Filmen wie Pink Flamingos, Polyester oder Sry Baby. „Car Sick“ beschreibt eine Reise per Anhalter von Baltimore nach San Francisco. In der Geschichte wird er von einer Frau in einem Fahrschulauto mitgenommen. Bald stellt sich heraus, dass sich der Besitzer des Wagens – ein militanter Abtreibungsgegner – im Kofferraum des Wagens befindet. Dort hat ihn die Frau eingesperrt, da er zu aggressiv diskutierte. Waters hilft der Frau aus der verfahrenen Situation, indem er sie in einen Reisebus schmuggelt, der zur Wohnort ihrer Schwester fährt.

Der Abend geht zu Ende und der Plasikball, liegt immer noch auf der Bühne. Offenbar ist er doch kein Teil der Lesung. Warum er dort liegt, erfahre ich nicht.

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