Lame / Baba Burnham, Emma 23 13. Dezember 2017
Die Grundzutat Blues ist bei Lame aus Italien und den Heilbronnern Baba Burnham identisch. Was sie dann in der Emma weiter damit machen, führt zu völlig unterschiedlichen Interpretation und einen interessanten Konzertabend.
Angekündigt sind Baba Burnham aus Heilbronn als „Garage Rock“. Relativ schnell beschließe ich für mich, dass es „Blues Rock“ ist. Ich höre da etwas Led Zeppelin, eine gesprochene Passage erinnert an Jim Morrison von den Doors. Dazu der verschleppte Blues-Rhythmus als Fundament bei den meisten Songs. Die zum Teil ellenlangen Soli, die mit entrücktem Gesichtszügen vorgetragen werden, sind nicht so mein Ding. Gut gefallen mir die schnellen Parts und eben der bluesige Anteil. Durch die beiden virtuos gespielten Gitarren, ist der Sound fett.
Prinzipiell freue ich mich über jede Band aus dem Unterland, die eigene Sachen spielt und nicht meint als Cover-Gruppe über die Feste ziehen zu müssen. Beim Publikum kommt das so weit auch gut an. Hier und da wird mitgewippt. Interessant, dass da auch Leute mitmachen, bei denen man es nach dem Blick auf den Iro nicht gedacht hätte.
Vor dem Konzert unterhalte ich mich mit Veranstalter Daniel, der in Untergruppenbach groß geworden ist, unter anderem über das früher eben dort ansässige Label Alien Snatch Records. Eine halbe Stunde später steht der Betreiber Daniel – ich weiß auch nicht, warum die alle den gleichen Namen haben – neben uns. Vor fast zehn Jahren ist er nach Berlin gezogen und nutzt eine Geschäftsreise für einen Heimatbesuch. Liegt auch daran, dass Lame, die zweite Band des Abends, eine Platte auf seinem Label veröffentlich haben. Da wir gerade dabei sind, haken wir noch die weitere „Promis“ ab. Da taucht nämlich noch Ben auf, der als „kühn&famos“ diverse Konzerte wie den Vagoos-Auftritt in Heilbronn und Umgebung veranstaltet hat. März nächsten Jahres wird er aber wohl endgültig weg sein. Schade.
Ok, genug Getratsche – zurück zum Konzert. Schon optisch zeigen Lame, dass sie denm Blues anders interpretieren. Statt schickem Hemd und durchgehend schwarzem Anzug wie bei Baba Burnham tragen die beiden Gitarristen Holzfällerhemden. Ähnlich Lofi ist dann auch der Sound und nach dem dichten Klangvorhang der Vorband muss ich mich erst an den reduzierten Auftritt des basslosen Trios gewöhnen. Rauher Bluespunk ohne viel Schnickschnack ist das Ding der Italiener. Gelegentlich übernimmt die Schlagzeugerin auch einen Gesangspart oder es wird im Duett gesungen. Je länger der Auftritt dauert, desto stärker steigert die Band sich in die Musik hinein. Der Sänger wirft von Anfang an seinen Schmerz in die Songs. Der groß gewachsene zweite Gitarrist steht am Anfang noch stoisch da, gegen Ende lebt auch er die Musik mit seinem Körper mit.
Das Publikum bedenkt auch diesem Auftritt mit viel Applaus und ein wenig Mitwippen und Tänzeln. War die kleine Polonaise bei Lame oder schon vorher bei Baba Burnham? Ich weiß es leider nicht mehr.