Bloodlights / Poison Heart, KellerKlub 25. Januar 2018
Wer Gluecifer mag, macht bei Bloodlights nichts falsch: Eingängiger Punk’n Roll mit einem sympathischen Frontmann Captain Poon. Leider wieder mal im KellerKlub zu Stuttgart.
Und dann sagt er „Fucking Pogo“. In einer Pause zwischen zwei Liedern hat sich der langhaarige Ziegenbarträger bemerkbar gemacht. Bloodlights-Frontmann Captain Poon fragt höflich, ob er etwas fragen möchte oder etwas sagen will. Darauf sagt der Konzertbesucher nur „Fucking Pogo“. Sorgt für einige Lacher bei der Band.
Interessanterweise steht auf der Setliste jetzt „New England“ von Billy Bragg. Das verweist gleichzeitig darauf, dass Bloodlights nicht einfach eine Rockband sind. Sie haben zwar die entsprechenden Posen drauf und die beiden Gitarristen rocken auch mal Rücken an Rücken oder springen synchron von der Bühne. Allerdings ist da auch immer der Punk-Hintergrund, erkennbar beispielsweise an der zweiten Coverversionen des Abends „New Rose “ von Damned.
Gluecifer habe ich leider nie live erlebt, aber Bloodlights sind definitiv die legitimen Nachfolger mit ihrer Mischung aus Rock und Punk. Bis vor kurzem habe ich sie nicht wahr genommen, obwohl mittlerweile mehrere Platten erschienen sind und jetzt bin ich rundum zufrieden. Die Songs bewegen sich für mich an der richtigen Schnittstelle zwischen Rockschema, Punkaggressivität und Popappeal und das Gitarren-Gegniedel hält sich in ertragbaren Grenzen, heißt die Soli sind nicht zu lang. Der musikalische Kopf und ehemalige Gluecifer-Songschreiber Captain Poon wirkt sympathisch und macht alle Ansagen komplett auf Deutsch. Und auch die Publikumsreaktion geht in Ordnung: Der KellerKlub ist nicht übermäßig gefüllt und die ersten beiden Publikumsreihen machen mit. Was für diesen Veranstaltungsort nicht schlecht ist.
Vorband sind übrigens Poison Heart, von denen ich die letzten beiden Songs und die Zugaben mitbekomme. Da der KellerKlub ab 23 Uhr noch Disco veranstaltet, muss das Konzert früh anfangen und aufhören. Die Jungs aus Polen spielen Kickass Rock’n Roll, nicht schlecht aber mir definitiv zu rocklastig.
Es ist jetzt Freitagnacht, ich schreibe den Artikel und so schlimmes Ohrensausen habe ich schon ewig nicht mehr gehabt. Dabei haben Bloodlights sogar einen neuen Drummer, der im Kellerklub gerade mal die zweite Show spielte, was man ihm überhaupt nicht anmerkte. War es so laut, ich zu nah an der Bühne oder bin ich jetzt wirklich alt? Vermutlich letzteres, denn bekannte Gesichter sehe ich am Konzertabend lange gar keines, bis – wie üblich sehr spät – irgendwann Antonia auftaucht. Manche Dinge ändern sich nicht.