Akustische Körperverletzung / One Eyed Jack, Emma 23 – Rummelsnuff & Asbach, Mobilat 1. Juni 2018
Premiere: Zwei Konzerte an einem Abend. Zuerst bei Akustische Körperverletzung und One Eyed Jack in der Emma 23, danach zu Rummelsnuff ins Mobilat. Musikalisch reicht das von Metal-Punk über Grunge bis zu Liedern, die von Hans Albers sein könnten.
Für eine Newcomer-Band sind Akustische Körperverletzung unglaublich laut. Schon mit dem Intro rollen Schlagzeuger, Gitarrist und Bassist einen fetten Soundteppich in der Emma aus, dass die Ohren schlackern. Mit mahlenden, repetetiven Klängen werden die Zuhörer in eine akustische Zwangsjacke gesteckt. Statt Abwechslung gibt es eine einfache Riffstruktur mit viel Wucht, die durch lange Songs den Weg in die Gehörgänge findet.
Punkiger wird es beim Gesang: Stakkatohaft schreit Thorsten die deutschen Text ins Mikro. Gelegentlich wird bei einigen Songs das Tempo angezogen, so dass ein metallisierter Pogosound entsteht.
Die vier spielen noch nicht lange zusammen, von Veranstalterseite hört man, dass die Grupp sich gründete, als die geplante Vorband absagte. Sänger Thorsten hat sicherheitshalber einen Notenständer mit Texten mitgebracht. Trotzdem gesteht er irgendwann: „Ich habe den Text vergessen.“
Beim Publikum kommt das so weit gut an. Wobei gefühlt mindestens die zwei Drittel der anwesenden in irgendeiner Form mit mindestens einem Bandmitglieder bekannt sind. Bei den schnelleren Parts bildet sich sogar ein kleiner Pogopit. Alles in allem ein beobachtenswertes Projekt. Hoffen wir mal, dass die Jungs weiter machen.
One Eyed Jack kommen aus Italien und spielen astreinen Grunge. Irgendwo zwischen Soundgarden und Alice in Chains. Wobei ich finde, dass der Soundgarden-Einfluss großer ist. Könnte aber auch daran liegen, dass zwei aus der Band ähnlich lockige Haare haben, wie die frühen Soundgarden.
Neben typischen Nummern mit angezogener Handbremse und verschlepptem Rhythmus gibt es auch schnellere, straighte Songs, die nach vorne losgehen und mir besser gefallen. De drei haben richtig Lust zu spielen und vor der Bühne wird auch etwas gezappelt. Selbst Wirt Ozze kommt irgendwann nach vorne, um seine Arme zu schwingen.
Nach dem Konzert drücke ich mich noch ein wenig auf der Bank vor der Emma herum und hoffe insgeheim, dass das Rummelsnuff-Auftritt im Mobilat nebenan schon vorbei ist. Als sich einige Leute aufmachen, um das zu prüfen, gehe auch ich rüber. Am Einlass muss ich feststellen, dass der Käpt’n noch gar nicht auf der Bühne ist. Laut Türsteher „Wartet er noch auf Fans.“ Also Eintritt zahlen und rein.
Im Hof bestaune ich die aufgestellten Baumstämme hinter dem Bauzaun, und wundere mich was das gibt. Mit einer Runde Knoblauchschnaps scheut uns Kapitän Rummelsnuff schließlich in dem Konzertraum. Das Mobilat ist gut gefüllt, als Rummelnuff und Maat Ansbach die Bühne betreten.
Band haben sie keine, die Musik kommt komplett aus dem Computer. Die oszilliert irgendwo Wave, Elektro und klassisch intoniertem Chanson und Hans-Albers-Liedern. Vielleicht wie Rammstein, aber ohne Gitarren.
Unterstützt wird er dabei von Maat Bach, der eine oder zwei Oktaven höher singt. Das ergibt das eine oder andere nette Duett. Das Ganze hat oft einen wehmütigen Touch. Vor allem wenn der Käpt’n über eines seiner Lieblingsthemen singt: Das Meer und das damit verbundene Leben. Weiteres wiederkehrendes Motiv sind Männer, die Männerarbeit verrichten: Gerüstbau oder Schrauben. Da darf dann auch jemand aus dem Publikum auf der Bühne mit nacktem Oberkörper eine Hantel stemmen. Oder man veranstaltet einen kleinen Armdrück-Wettbewerb auf Asbachs Rücken. Zwischendurch legt auch Rummelsnuff die Oberbekleidung ab und er sieht nicht mehr wie ein Hans Albers mit vielen Muskeln, sondern wie eine breiter Popeye aus.
Beim Publikum kommt der Auftritt das gut an. Es wird getanzt, teilweise werden sogar die Texte mitgesungen. Mir ist das etwas zu teutonisch, schwermütig und mit dem zur Schau gestellten Körperkult kann ich mich auch nicht richtig anfreunden. Vermutlich sind zwei Konzerte an einem Abend aber auch eines zu viel.