Cuntroaches / Idiota Civilizzato, Emma 23 17. Oktober 2018
Mit Cuntroaches und Idiota Civilizzato spielen zwei Berliner Bands mit brachialem Sound zwischen Noise und Hardcore-Punk in der Emma. Und das an einem Mittwoch.
Als ich die Gitarristin und Sängerin der Cuntroaches sehe, muss ich sofort an Kim Wilde denken. Das liegt neben den blondierten Haaren daran, dass ich kurz vorher was über ihren Auftritt in Stuttgart gelesen habe. Die Musik – hier der Link zum Demo auf bandcamp – des Trios aus Berlin hat dann gar nichts mit der des 80er-Jahre-Stars zu tun. Schon bevor das eigentliche Konzert losgeht, fiept es permanent auf der Bühne. Gitarre und Bass sind so stark verzerrt, dass die Instrumente auch ohne gespielte Töne ständig rückkoppeln.
Die Band setzt neben immenser Lautstärke auf Überwältigung des Publikums. Die Saiteninstrumente werden vorwiegend im Stakkato-Rhythmus angeschlagen, das Schlagzeug bollert oder geht in den Knüppelmodus über. Die Sängerin schreit ins Micro. Der Gesang ist ebenfalls stark verzerrt, einzelne Worte sind nicht auszumachen. Ich kann nicht einmal sagen, in welcher Sprache gesungen wird. Hall und Echo verweben die Stimme in einen fortlaufenden Strom. Was die Sängerin singt, scheint dringlich zu sein. Ihr Gesicht drückt Wut und Entschlossenheit aus. Im Bühnenlicht der Emma wirkt sie wie eine mythische Rachegöttin.
Auf Banalitäten wie Ansagen verzichtet die Band, zwischen den einzelnen Songs sind nicht einmal Pausen. Tanzbar ist das nicht, einige wenige wippen ein wenig. Ich mache eine Person aus, die sich die Ohren zuhält. Den Ausdruck „anspruchsvoll“ finde ich hier sehr passend.
Leiser wird es auch bei Idiota Civilizzato nicht. Das Quartett kommt ebenfalls aus Berlin und kann mit zwei ehemaligen Heilbronnern aufwarten. Der Schlgzeuger war zudem mit seiner anderen Band Exit Group vor knapp einem Monat da. Ist deren Sänger Bassist bei Idiota Civilizzato? Das Discharge-T-Shirt des Drummers gibt einen guten Hinweis, in welche musikalische Richtung die Reise geht. Hardcore-Punk mit Crust-Einschlag, etwas eingängiger als Cuntroaches. Die ausverkaufte LP kann man auf bandcamp anhören.
Alles ziemlich schnell nach vorne gespielte Songs, die ohne Schnickschnack wie Soli oder prägnanter Strophe-Refrain-Struktur daher kommen. Der Funke zum Publikum will nicht wirklich überspringen. Ein Unentwegter bewegt sich praktisch während des gesamten Sets, ansonsten wird ein wenig gewippt. Auch hier keine Ansagen.