The Briefs / The Stitches / Nasty Rumours, Goldmark’s 30. Juli 2023
Der 77er-Punk ist allen Unkenrufen zum Trotz nicht tot. Das beweisen The Briefs und The Stitches und wohl auch die Nasty Rumours bei ihrem Stuttgart Auftritt. Agilster Mann des Abends ist der Stitches-Frontman.
Ich komme rechtzeitig an, um das Ende des letzten Songs der Nasty Rumours zu hören. Ich mache ein paar Fotos, für ein Video recht die Zeit nicht. in meinem Instagramm-Post fehlen sie also nicht wegen qualitativer Gründe. Offenbar war der Auftritt der Schweizer aus Bern gut, wie ich von dem einen und anderen Konzertbesucher erfahre. Ich fand den halben Song nicht schlecht, aber für eine eigene Bewertung definitiv zu wenig.
The Stitches sagt mir vor dem Konzert nichts. Was relativ schnell auffällt, ist zum einen der stark nach vorne gemischte Bass. Für eine 77er-Punk-Band haben die relativ viel Wumms. Richtig langsamen Song gibt es, wenn ich mich richtig erinnere, keinen.
Zum anderen der Sänger. Auf der Bühne ist er ständig in Bewegung. Er kniet sich hin und wälzt sich dem Boden. Er läuft seitlich von der Bühne runter und schnürt beim Weg über die Tanzfläche die Leute mit dem Mikrofonkabel ein. Später legt er sich und dem Bassisten das Kabel um den Hals. Irgendwann zieht er sich das T-Shirt halb aus und als Kapuze über den Kopf. Das erinnert irgendwie an Quasimodo.
Auch der Rest der Band hat offenbar Lust auf den Gig, so dass es eine Freude ist zu zuhören und zu zusehen. Publikum geht nach einer Weile auch gut mit. Wirklich gut, für eine Band die vor dreißig Jahren angefangen hat und nach 10 Jahren Pause seit 2010 wieder aktiv ist.
Ich habe nicht das Gefühl, dass mein vorhergehendes Briefs-Konzert lange her ist. Wie ich jetzt nach sehe, sagt mir mein Artikel „Einmal mit Profis arbeiten“, dass inzwischen fast fünf Jahre vergangen sind! Was mich dann doch überrascht. Das Goldmark’s ist gut gefüllt, aber nicht ausverkauft. Ich sehe zwar das eine oder andere bekannte Gesicht, es ist aber vom Klassentreffengefühl beim letzten Mal weit entfernt.
Der Auftritt startet mit „Poor and weird“ – ihrer ersten Veröffentlichung und sie arbeiten sich durch alle Hits durch und tragen auch ihre Plastiksonnenbrillen. Neues Material haben die Briefs so weit ich weiß keines veröffentlicht – also werden die Klassiker gebracht. Den Leuten gefällt das und es wird durchgehend getanzt. Meistens sehr rücksichtsvoll, da auch viele Frauen auf der Tanzfläche sind. Allerdings tritt mir mein Nebenmann immer wieder auf die Füße. Der ist kleiner als ich, hat eine Mütze und Steampunk-Brille auf und entpuppt sich als Stitches-Sänger, der zu Briefs abgeht. Gegen Ende entert er die Bühne und singt Background bei einem Song mit.
Die Briefs wirken motiviert, auch wenn das hinter der Show des Sängers beim Switches-Auftritt zurück bleibt. Ein Zugabenblock wird gespielt und dann ist Schluss. Vor dem Konzert hatte ich gar nicht richtig Lust hatte am Sonntagabend aus dem Haus zu gehen. Jetzt durchfließt mich das wohlig warme Gefühl der Zufriedenheit, wenn ich ein gutes Konzert besuche.