TV Smith / UK Subs Universum, 16. Februar 2017
Sänger Charlie Harper kommt mir uralt vor, als ich die UK Subs im Stuttgarter Universum sehe. Das war am 26. Januar 1990. 27 Jahre später ist ein guter Zeitpunkt, die Band ein zweites Mal anzusehen. Wieder im Universum.
Wer 1990 Vorband war, weiß ich nicht mehr. 2017 ist es TV Smith, der ehemalige Frontmann der Adverts. Seit einigen Jahren ist er mit seiner akkustischen Gitarre als Ein-Mann-Band unterwegs. Neben neueren Stücken spielt er vor allem Lieder vom hervorragenden 1978er Album „Crossing the Red Sea with the Adverts“ seiner ehemaligen Band. Vor allem die kommen beim Publikum auch gut an, und nicht nur ich singe beim Überhit „Gary Gilmore`s Eyes“ mit. Die Ansagen macht TV Smith übrigens komplett auf Deutsch.
Ich kann mich noch erinnern, dass ich 1990 nicht sonderlich begeistert vom Auftritt der UK Subs war. Wichtig waren für mich damals innovative Hardcore-Bands wie NoMeansNo. Althergebrachter Punk war mir erst mal suspekt. Und die UK Subs waren richtig alter Punk. Schon seit 1977 unterwegs und Charlie Harper in den 40ern hatte graue Haare in seinen Dreadlocks. Beim Konzert 2017 habe ich graue Haare und bin ich etwa im Alter von Charlie Harper bei seinem Auftritt damals. Beim heutigen Konzert gehöre ich damit eher zu den jüngeren Besuchern. In Heilbronn dagegen hebe ich regelmäßig den Altersschnitt und Konzertgänger mit Krückstock habe ich dort auch noch keine gesehen. Noch etwas ist anders. Der Konzertort heißt zwar immer noch Universum. Allerdings befand es sich 1990 oben auf dem Uni-Campus in Vaihingen.
Die UK Subs 2017 bollern gut los – von Altersmüdigkeit ist nichts zu merken. Charlie Harper ist allerdings auch das einzige verbliebene Originalmitglied. Den schweißtreibenden Job am Schlagzeug erledigt Jamie, der vom Alter her Charlies Enkel sein könnte. Charlie scheint richtig Spaß zu haben. Immer wieder huscht bei den Ansagen ein Lächeln über sein Gesicht. Dabei hat er auch das Publikum im Blick. Vor der Bühne gehen einige männliche Besucher Frauen körperlich an: Charlie ruft sie zur Ordnung.
Viele UK Subs-Songs kenne ich nicht. „Warhead“ spielen sie, das 1990 auch schon auf der Setlist stand. „Endangered Species“ erkenne ich. Sich kurz mal auf YouTube einhören und einen Überblick über das Gesamtwerk verschaffen ist auch schwierig. Im Gegensatz zu mir hat sich Charlie Harper konsequent dem Punk verschrieben und keine Pausen eingelegt. In der Diskographie hat er sich durch das Alphabet gearbeitet und alles von A bis Z als Anfangsbuchstabe für die Albumtitel benutzt. In der englischen Tageszeitung The Guardian wurde er für sein Durchhaltevermögen 2015 in einem Artikel gefeiert. Dieser Artikel und die Website U.K. Subs time & matter haben mich dazu bewogen, die Band 2017 noch einmal anzusehen. Über die umfangreiche Fanseite habe ich den Konzerttermin 1990 recherchiert und bin zum Beispiel auf die Parallele bezüglich Alter gestoßen. Fazit: Ich hätte nicht 27 Jahre waren sollen, bis ich die Band noch einmal ansehe.