James Leg, Goldmark`s 3. März 2017
James Leg ist vermutlich einer der am härtesten arbeitenden Organisten. Das gepaart mit seiner eindrucksvollen Drecks-Stimme macht das Konzert im Stuttgarter Goldmarks zu einem Erlebnis.
Es ist wirklich erstaunlich, was James Leg an diesem Abend präsentiert. Die Instrumentierung ist minimal. Lediglich zwei Orgeln und Schlagzeug stehen sich auf der Bühne direkt gegenüber. Über einen zumeist treibenden Beat zaubert er mit seinen beiden Tasteninstrumenten und seiner unglaublich Bluesstimme einen Sound, der eher eine komplette Band erwarten lässt. Die Finger fliegen über die Tasten und mittels der entsprechenden Effektgeräte klingt es nach verzerrter Gitarre. Dann steigt er einige Oktaven tiefer ein und er ersetzt mit einer Hand den Bassisten.
Darüber thront diese niemals klare Stimme. Dreckig bis zum geht nicht mehr. Und mit dreckig meine ich richtig dreckig. Nicht so kleine Dreckbollen am Gummistiefel auf dem Weg zum und vom Koi-Gartenteich. Sondern so gefühlte 5 Kilo nach einem Marsch über ein westfälisches Feld um das Grünkohlwachstum zu prüfen.
Im Promo-Text zum Konzert steht etwas von der Vater sei Prediger gewesen. Derartige Aussagen sollte man immer mit Vorsicht genießen, denn was wurde nicht schon alles geschrieben. Wenn man James Leg alleine vor dem Konzert mit kerzengeradem Rücken, schulterlangen Haaren und Cowboyhut unterm Charlottenplatz herumstolzieren sieht, dann glaubt man auch diese Geschichte.
Dazu präsentiert der Mann ein Stageacting, das sich gewaschen hat. Auf einem Schemel sitzend hinter ein Piano geklemmt, kann man üblicherweise nichts reissen. Stimmt nicht! James schwenkt und schüttelt das lange Haupthaar, dass ich Lust bekomme meines wieder wachsen zu lassen. Dazu ab und zu ein Tritt in die Luft. Wer sagt, dass Keyboarder langweilig sein müssen, nur weil Thomas Anders die Messlatte extrem niedrig angesetzt hat?
Das alles kommt beim Publikum gut an. Gut – aber nicht mehr. Meine Erwartungshaltung war vor dem Konzert enorm. Kurzfristig dachte ich sogar darüber nach, Karten im Vorverkauf zu entstehen, weil ich befürchtete, es könnte ausverkauft sein. Schlussendlich völlig unbegründet Meine Erwartungen an das Konzert werden vollständig erfüllt. Ich hatte mal wieder beim Blick durch die Heilbronner Pampa-Brille vergessen, dass in Stuttgart wöchentlich tolle Konzerte stattfinden. Entsprechend ist die Stuttgarter Reaktion. In den ersten ein zwei Reihen tanzten hin und wieder Frauen. Ansonsten beschränkt sich die Reaktion auf auf energisches Klatschen und dergleichen nach den Liedern. Da hätte meiner Meinung nach mehr kommen können.
Alles in allem aber ein toller Konzertabend. Zwischen den Polen Punk, Gospel und Blues trifft James für mich genau die richtigen Koordinaten. Auch bei meinem Begleiter kommt die Coverversion von Cures A Forrest extrem gut an. Jamesns Version von Jumpin‘ Jack Flash finde ich zudem großartig. Irgendwann kommen wir dann an den Punkt, an dem das Publikum mehr will als James liefern kann. Er arbeitet mit verschiedenen Drummern zusammen und dann ist das Repertoire des Schlagzeugers an diesem Abend aufgebraucht. Schade, denn damit entgeht mir seine Version des Black Diamond Heavies Songs „Drinking too much“. Mein Lieblingslied von ihm. Oder habe ich es nur überhört?
Ach ja, nach diversen technischen Problemen sende ich diese Nachricht aus: Wäre schön wenn mir wenn meine Frau mir mal erklärt, wie man die Kamera richtig bedient. Dann komme ich mir nicht so blöd vor, wenn mich beim Konzert alle Welt fragt, ob ich gute Fotos gemacht habe. Absolute Desaster, this time.