Bens Wohnzimmer

The Vages in Pogo Skatehouse

The Vagoos, Pogo Skatehouse 24. Mai 2017

Man kann durchaus einen netten Abend in Hößlinsülz verbringen. Man braucht dazu nur Pizza und Bier im Pogo Skatehouse sowie The Vagoos aus Rosenheim.

„Am Mittwoch ist das Konzert bei Pogo, von dem Ich dir erzählt habe.“ „Im Möbelhaus?“ „Nicht Poco, Pogo. Die Snow- und Skateboardfirma in Hößlinsülz. Der Ben von kühn&famos macht das.“ „In Höß-lin-sülz?“ „Ja, aber man kommt mit Öffentlichen hin- und auch wieder zurück. Habe ich schon nachgesehen. Also – Babysitter und dann hin? Es gibt auch Pizza aus dem Steinofen.“
Manchmal ist es nicht leicht, andere Menschen dazu zu bewegen, eine Veranstaltung zu besuchen. Eigentlich sollte es in diesem Fall wohl Event heißen, aber ich hasse das Wort. Ben hat solche Konzerte schon öfter gemacht aber bisher habe ich es aus nichtigen Gründen immer verpasst. Das ärgert mich tierisch. Denn allein der Veranstaltungsort ist die kleine Weltreise in die Pampa Wert. Da ist dieser uralte Bauernhof, hinten eine Wiese, eine Scheune und ein Schuppen. Am Haus steht eine fünf Meter hoher Betonring, in dem man skaten kann. Wohl eine Fullpipe statt einer poppeligen Halfpipe. Dann noch so ein paar Meter mit drei Wellen – keine Ahnung, wie das heißt oder wie man da skatet. Überall rennen Kinder herum. Auf Biertischen stehen die Zutaten für die Pizza. Entweder selber belegen oder warten bis es andere gemacht haben und hoffen, dass man was abbekommt.

Die Küche und hinten der Wohnbereich

Die Küche und hinten der Wohnbereich

Die Bowl im Wohnzimmer

Die Bowl im Wohnzimmer

Gehen wir ins Haus. Rechterhand eine improvisierte Küche. Dahinter das Wohnzimmer: Schallplatten und Weinkisten und darüber die CDs aufgereiht. Umdrehen – hinter etwas Fachwerk befindet sich der Traum aller Skater. Ich könnte jetzt eine Internetrecherche starten, damit ich als Skate-Banause weiß, über was ich schreibe – ich habe jetzt aber keine Lust. Da ist im Boden eingelassen eine hölzerne Bowl mit mehreren Metern Durchmessern. Wenn dem guten Ben danach ist, schnappt er sich sein Board und skatet ein wenig im Wohnzimmer herum.

Skaten im Wohnzimmer

Skaten im Wohnzimmer

Die Band und das Publikum

Die Band und das Publikum

An diesem Abend machen das einige Gäste vor dem Konzert, während die Band in Bens Wohnzimmer die Instrumente und Anlage aufbauen. Die vier Jungs von The Vagoos aus Rosenheim servieren dann einen schmissigen Cocktail aus Garagenpunk mit entfernten Surf-Anleihen. Mich begeistert explizit die Mundharmonika. Ein guter Auftritt einer spielfreudigen Band.
Das Publikum steht teilweise unterhalb der Guppe in der Bowl und gelegentlich entwickelt sich ein nettes Pogotänzchen. Nach dem Lullies-Desaster verhalte ich mich altersgerecht, beobachte und wippe mit.

Der Hauptsänger der Vagoos

Der Hauptsänger der Vagoos

Der zweite Sänger

Der zweite Sänger

Irgendwann meint der Sänger, dass es sein könnte, dass er demnächst umkippt, da sie schon seit Wochen auf Tour sind. Das halte ich für einen schlechten Scherz. Stellt sich beim Gespräch mit einigen Bandmitglieder nach dem Auftritt aber als wahr heraus. Seit Wochen sind sie durch verschiedene europäische Länder unterwegs. Am darauffolgenden Abend werde ich in Stuttgart einen Bekannten treffen, der mir erzählen wird, dass er die Band drei Wochen zuvor in Bilbao gesehen hat. Und die Band erzählte ihm, dass sie in einigen Wochen in Löwenstein spielen werden.

Klassische Rock'n Roll-Pose

Klassische Rock’n Roll-Pose

Die Mundharmonika - für mich ein Highlight

Die Mundharmonika – für mich ein Highlight


Das weiß ich an diesem Abend aber noch nicht. Was ich weiß, Ben wird das Unterland verlassen und der lokalen Konzertlandschaft seine Gigs fehlen. Was ich auch weiß, gegen Elf fährt der letzte Bus nach Willsbach. Widerwillig müssen wir den Ort mit dem entspannten Hippy-Community-Feeling verlassen. Im Bus sind wir dann die einzigen Fahrgäste und der Fahrer muss nun tatsächlich sein Fahrkartengerät anstellen: „Ich habe nicht mit Fahrgästen heute Abend gerechnet.“

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