Ach, dieser Freitag

Don't im Kellerklub

Don’t / Prince Pungent, Keller Klub 16. Juni 2017

Monatelang gefreut und dann verdaddelt mir Stuttgart den Abend. Bei einer Klasse-Band wie Don’t aus Portland eigentlich unvorstellbar, passiert dann aber doch.
So früh war ich schon ewig nicht mehr auf einem Konzert. Kurz nach neun Ankunft im Keller Klub, die Vorband Prince Pungent lärmt schon und ist vermutlich schon durch das halbe Set. Da der Club nach dem Konzert seine Discosause starten will, geht alles etwas früher als üblich los. Die Besucherzahl ist überschaubar. Sehr rocklastig das ganze, mit engagiertem Sänger. Vermutlich wegen dessen T-Shirts muss ich sofort an Gluecifer denken.

Prince Pungent eröffnen

Prince Pungent eröffnen

Don't mit energetischem Auftritt

Don’t mit energetischem Auftritt

Auf den Auftritt von Don’t habe ich mich Monate lang gefreut. Die Band habe ich für mich entdeckt, als ich gezielt nach Gruppen mit Sängerinnen gesucht habe, da mir aufgefallen ist, dass ich nur wenig Musik mit weiblicher Stimme besitze. Dabei bin ich auf The Baboon Show und eben Don’t gestossen. Beide habe ich vorher missachtet – jetzt wird es doof – weil mir die Bandnamen nicht gefallen haben. Unverzeihlich so ein blödes Vorurteil und ich gelobe hiermit, mir jede Band anzuhören, egal wie unattraktiv der Name klingt.

Der Gitarrist ist Poison Idea-gestählt

Der Gitarrist ist Poison Idea-gestählt

Don't haben Spaß

Don’t haben Spaß

Zurück zu Don’t: Was ich dann bei YouTube gefunden habe, fand ich sensationell. „I Could never be the same“ oder die geniale Wipers- Coverversionen „Window Shop for Love“ haben mich mit der einprägsamen Stimme von Sängerin Jenny begeistert. Beim Konzert letztes Jahr konnte ich nicht, hatte aufgrund einiger positiver Kommentare im Netz das Gefühl. dass die Band sehr gut ankam. Die von mir erwarteten Besuchermassen wollen sich an diesem Abend aber nicht einfinden. Mäßig gefüllt ist der Laden, als die Band los legt. Ist es zu warm, die Pfingstferien schuld oder der Keller Klub der falsche Ort? Ich weiß es nicht.

Jenny geht ab

Jenny geht ab

Kelly am Bass spielt auch bei P.R.O.B.L.E.M.S.

Kelly am Bass spielt auch bei P.R.O.B.L.E.M.S.

Ohne jede Ansage geht es mit „`89“ los. Live spielen sie es und die anderen Songs einiges ruppiger als auf Platte. Liegt wohl auch daran, dass mit Gitarrist und Bassist inzwischen die Hälfte der Band ausgetauscht ist und die beiden neuen vorher bei Poison Idea und P.R.O.B.L.E.M.S. waren beziehungsweise sind. Jennys Stimme kommt an diesem Abend leider auch nicht so zur eindrucksvoll zur Geltung, wie ich es von den Aufnahmen gewohnt bin. Der vorletzte Abend einer Tour ist vermutlich nicht der richtige Zeitpunkt, um gesangliche Extravaganzen zu erwarten. Trotzdem kann ich den Abend genießen. Die Songs haben eine solche Qualität und Jenny ein Charisma und Bühnenpräsenz, dass es trotz widriger Umstände eine Freude ist. Vor allem, wenn sie ihre Gitarre beiseite legt und sich frei auf der Bühne bewegen kann, präsentiert sich Jenny als selbstbewußte Musikerin.

Dem Publikum fehlt es noch an Enthusiasmus

Dem Publikum fehlt es noch an Enthusiasmus

Der ehemalige Wipers-Drummer Sam Henry hat Legendenstatus

Der ehemalige Wipers-Drummer Sam Henry hat Legendenstatus

Wenn jetzt noch das Publikum mitzieht, ist der Abend vollständig gerettet. Aber dafür sind nicht genügend Zuschauer da und mit wenigen Leuten ist in Stuttgart selten was möglich. Das Nebula-Konzert in der Röhre vor X Jahren ist eine lieb gewonnene Ausnahme. Zwei Kerle gehen fast von Anfang an richtig mit, der Rest wippt ein wenig von einem Bein aufs andere. Im Zugabenblock sind die Leute dann endlich aufgetaut und tanzen enthemmt.

Stuttgart ist aufgewacht und tanzt

Stuttgart ist aufgewacht und tanzt

Er - links - hat alles gegeben

Er – links – hat alles gegeben

Die Toursingle ist ausverkauft – also kaufe ich die erste Platte als CD, da Vinyl auch nicht verfügbar ist. Jenny schüttelt mir Hand, nachdem ich ihr von diesem Blog erzählt habe. Wenn ich dann nicht noch gefühlt 20 Minuten gebraucht hätte, einen der Mitfahrer in Heilbronn aus seinem Schlaf zu wecken und zum Aussteigen zu bewegen und nicht alles Bier im heimischen Kühlschrank ausgetrunken gewesen wäre, ja dann wäre diese Freitagnacht fast so gewesen, wie ich sie mir Monate vorher erträumt hatte.

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