Slime / Kalapi, Stattbahnhof 31. Januar 2020
Slime sind eine alte Band, gehören für mich aber noch nicht zum alten Eisen. Das beweisen sie beim Auftritt in Schweinfurt.
Die Vorband Kalapi bietet Deutschpunk auf semiprofessionellem Niveau. Nett, mir fehlt etwas die Eigenständigkeit. Beim Publikum kommt das ganz gut an. Die Besucher im Schweinfurter Stattbahnhof sind übrigens im Schnitt einiges jünger als zum Beispiel bei Slime-Auftritten im Juz Hallschlag. Und damit meine ich unter 40, oder soagr unter 30. Die Subkultur schient in Franken lebendig zus ein. Die Lichtshow ist für meine Verhältnisse ungewohnt üppig, ruft bei mir Reminiszenzen an die 90er hervor.
Wir überlegen noch, ob Slime wohl mit einem alten oder einem neuen Song loslegen wollen. Mein Begleiter gibt zu bedenken, dass es die Tour zum 40-jährigen Bandjubiläum ist und liegt damit richtig: E ist ACAB von der ersten Platte. Danach geht es quer durch dan Bandschaffen über Schweineherbst, Sich Fügen heißt Lügen oder Hier und jetzt und einigen weiteren Songs vom Debüt wie Hey Punk oder Artificial. „Deutschland muss sterben“ wird in einer rockigeren Fassung dargeboten, die mir gut gefällt. Dazu Klassiker wie Störtebecker oder Alle gegen Alle. Zwischendruch werden die Akkustikgitarren ausgepackt und Lagerfeuerormantik beschworen. Neben dem Blick zurück schaut die Band auch nach vorne. Am 13. März erscheint eine neue Platte und von der spielen sie auch vier Songs.
Vor der Bühne ist die ganze Zeit über viel los. Vereinzelt sind Stagediver und Crowdsurfer auszumachen. Viele Textzeilen werden mitgesungen. Vor dem Zugabenblock ist es etwas ruhig – die Anwesenden wissen wohl, dass die Band noch mal kommt und deshalb legt man sich nicht so ins Zeug.
Das was Slime abliefern ist wohl das, was man in Würde altern nennt. Die Songs werden mit Druck präsentiert, die Band spielt aber nicht 1:1 das alte Material nach. Dummerweise passen die Texte von über 20 Jahre alten Liedern heute immer noch. Dabei dachte die Band, dass die irgendwann überholt seien, wie Sänger Dirk in einer Ansage betont. Bei einer Tour zum neuen Album bin ich wieder dabei, der Konzertort darf aber gerne näher liegen.