Quick Dip / The Neighbourhood Creeps / Mistaken Moray / Der Film, Deutschhof 4. September 2021
Raus aus dem Corona-Alltag mit einem Freiluftkonzert zwischen Grunge über Blues-Punk bis zu epischem Rock. Unerwarteter Weise sind es dann auch vier statt zwei Bands.
Etwas mehr als ein Jahr ist her, dass ich ein ähnliches Konzert am gleichen Ort besucht habe. Sitzplatz-Konzerte sind wirklich nicht meine bevorzugten Veranstaltungen, aber was will man in der Corona-Situation auch machen?
Die Eröffnungsband Quick Dip kommt, wie sie betont, aus Heilbronn-Frankenbach. Das Trio erinnert mich stark an Soundgarden. Auch die Art zu singen weist durchaus Ähnlichkeiten zum seligen Chris Cornell auf. Ich mag Soundgarden und allein deshalb geht der Daumen schon mal rauf. Weiteren Pluspunkt für die Frau an der Gitarre – leider immer noch viel zu selten.
Das Publikum ist auch entsprechend begeistert. Ganz Corona-konform wird entweder auf dem Stuhl herum gezappelt oder aufgestanden und am Platz der Körper etwas bewegt. Zu einem Exzess mit zerstörtem Stuhl wie vor einem Jahr kommt es dieses Mal übrigens nicht. Ich hätte übrigens auch wieder richtig Lust mich wieder ernsthaft zu lauter Musik zu bewegen. Von Tanzen möchte ich bei mir selbst nicht sprechen.
Die ungekrönten Könige der Heilbronner Unterhaltungsmusik Neighbourhood Creeps zeigen dann schon beim Einspieler, wer in der Käthchen-Stadt den Spaßhammer in der Hand hält. Eine von Angela Merkel Ansprache zu Corona und den damit verbundenen Einschränkungen beendet der Creeps-Sänger mit dem Ausspruch, dass das Schlimmste die Zeit ohne Neighbourhood-Creeps-Konzerte gewesen sei. Schön, dass die Leute über Corona-Witze noch lachen können.
Ich sehe mir gerade noch mal die Bilder vom vergangenen Jahr an. Das Leoparden-Fell-Outfit hatte sie damals auch schon. Scheint mittlerweile so was wie die Bühnenuniform zu sein. Die Musik pendelt immer noch zwischen den Polen Blues und Punk, zwischen den Lieder launige Ansagen wie zum Beispiel über die lesbarer geschriebene Setlist der Vorband. Insgesamt hatte ich aber auch das Gefühl, dass der Autritt etwas verhaltener als sonst ausfiel. Vielleicht fehlt mittlerweile etwas die Routine?
Als gegen 19 Uhr die letzte Zugabe gespielt ist, überlegt man gemeinsam, was man mit dem angebrochenen Abend anfängt. Überraschung: Irgendwann wird klar, dass jetzt gleich das nächste Konzert mit Mistaken Moray und Der Film stattfindet. Allerdings muss man den Konzertort verlassen und dann noch mal Karten kaufen. Also erst mal raus und Marco besorgt eine klimaschädliche Palette Dosenbier – vielen Dank dafür. Nach etwas hin und her, sorgt ein Heilbronner Szene-Gastronom mit einer Argumentation, der ich nicht folgen kann, dass wir ohne ein zweites Mal Eintritt zu zahlen erneut hinein kommen. Danke auch dafür.
Wenn ich mir die Qualität der Fotos ansehe und dazu mein lückenhaftes Erinnerungsvermögen an den Autritt von Mistaken Moray und Der Film nehme, erschließt sich mir auch das Problem: Ich habe definitiv dem Akohol zu stark zugesprochen, um eine vernünftige Besprechung zu schreiben.
Zumindest auf den Fotos mutet das Ganze nun wesentlich mehr wie ein Konzert an. Die Lichtanlage kommt im Dunkeln stärker zur Geltung und die tanzenden Zuschauer machen einen gelösteren Eindruck. Sowohl der Emo-Core von Mistaken Moray als auch der epische Rock von Der Film kommen an.
Das ist alles beser als gar kein Konzert, trotzdem freue ich mich jetzt schon irrsinnig auf die erste Veranstaltung ohne Einschränkungen.