Harald Riegg, Emma 23, 28. Juli 2022
In der Juli-Ausgabe der Gute Nacht-Geschichten nimmt Harald die Zuhörer auf eine Reise mit, die überwiegend vom Thema Altern geprägt ist. Das reicht dann von der jungen Sarah Kuttner bis zu einem Hunderjährigen.
Es ist Sommer, ziemlich warum und deshalb liest Harald an diesem Abend vor etwas kleinerer Runde und recht hohem Altersschnitt. Los geht es mit einem längeren Stück aus J. Paul Hendersons „Letzter Bus nach Coffeeville“. Es geht um ein Ehepaar, bei dem der Mann unglaublich sparsam ist. Seinen Gästen beispielsweise maximal zwei Blätter Toilettenpapier zusteht und nur ein Mal am Tag gestattet, die Toilettenspülung zu betätigen. Das ist vom Autor in einer lakonischen Art zu Papier gebracht, dass man auch bei ? Szenen lachen muss. So überzeugt der Mann seine Eltern, ihre Körper nach dem Tod der medizinischen Forschung zur Verfügung zu stellen, um die Bestattungskosten zu sparen. Sie selbst gönnt er eine opulente Beerdigung im Mahagoni-Sarg.
Vor kurzem hat Campino von den Toten Hosen erklärt, dass er sich heute nicht mehr sicher so, ob er den Wehrdienst noch einmal verweigern würde. Harald quittiert das mit einem Stück aus Kurt Tucholskys „Sudelbeuch“. Sinngemäß: Eigentlich würde sich alle Deutschen wünschen als Feldwebel mit einer Zigarre im Mund von einem General gegrüßt zu werden.
Als Harald als nächste Autorin Sarah Kuttner ankündigt, entfährt mir ein Ruf des Erschreckens. Die ehemalige Viva-Moderatorin bekommt aber eine Chance und ihre Gedanken bezüglich Altern anlässlich der Entdeckung des ersten grauen Haares auf ihrem Kopf sind von Wortwitz geprägt. Die drohende Steve-Martinisierung ist mir hier in Erinnerung geblieben.
Karl Valentins Ausführungen zu einer zu heiß servierten Suppe vor einem Hasenbraten bleibt aus zwei Gründen hängen. Harald liest mit einem bayerischen Zungenschlag. Am nächsten Tag werde ich zu Mittag ebenfalls eine sehr heiße Suppe serviert bekommen. Bei Valentin verbrennt aufgrund der endlosen Diskussion über die Temperatur der Suppe die Hauptspeise im Ofen.
Jonas Jonassons „Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand“ ist recht bekannt und wurde auch verfilmt. Im gelesenen Stück ist der Protagonist in den 50ern in einem sowjetischen Lager in Wladiwostok gefangen. Mit einem schusseligen Mitgefangenen will er fliehen. Dabei profitieren die beiden vor allem von der Nachsicht der Lagerufseher für den schusseligen Kollegen, der einfach nicht für voll genommen wird. Der zu Ablenkung gelegte Brand weiter sich allerdings zu einer Kettenreaktion mit entzündeter Munition aus, durch die Wladiwostok komplett zerstört wird.
Als letztes Stück eine Kurzgeschichte von Harald. Hier wird der Protagonist vom Sohn einer alleinerziehenden Bekannten genervt. Die Geschichte endet mit einer beschädigten Skulptur, in der Emma beginnt die Sommerpause. Die nächste Lesung von Harald findet im September statt.