Welcome to Future / Sick fo Society / Honeymoon Lecter, Emma 23 2. Oktober 2022
Die heutige Jugend ist nicht verloren, beweist die sehr junge Heilbronner Band Welcome to Future. Anschließend bollern Sick of Society und Honeymoon Lecter in der Emma und das Publikum zeigt, was in ihm steckt. Zum Schluss wird die Schildkröte ausgepackt.
Als ich die Emma betrete, spielen Welcome to Future schon. Der Raum ist vorwiegend mit jungen Menschen gefüllt, auf der Bühne stehen vier zum Teil noch jüngere Musiker. Die Mitglieder von Welcome to Future kredenzen ein Gebräu aus vorwiegend Grunge beeinflussten Parts und schnelleren punkigen Teilen. Dazwischen gerne auch balladeske Stücke, mitunter auch nur mit Gesang und einer Gitarre, während der Rest der Band auf der Bühne sitzt.
Bemerkenswert ist, mit welcher optimistischer Grundhaltung das alle präsentiert wird. Und wie das Publikum mitgeht. Welcome To Future scheint schon über eine Fanbase in Heilbronn zu verfügen. Es dauert eine Weile, bis ich verstehe was die „WTF, WTF“-Rufe bedeuten: Die Abkürzung des Bandnamens.
Dazu noch Statements gegen Nazis und Alerta Antifascista-Rufe und Gegenrufe mit dem Publikum. Als älterer Konzertgänger muss ich das eine oder andere Mal innerlich schmunzeln. Wenn man das jugendliche Alter zwischen 11 und 15 Jahren bedenkt, sind die vier aber schon ganz schön weit.
Die Konzertbesucher steigen voll ein. Bei den schnelleren Stücken wird gepogt, was das Zeug hält – auch viele jüngere Frauen dabei – bei der Ballade wird das Handlicht heraus geholt. Ich bin gespannt, wohin sich die Band entwickelt.
Sick of Society aus Ulm schalten dann per Double-Bass zwei Gänge rauf. Der Punk mit dicht gewobenem Metal-Grundbrett knallt ziemlich rein. Ich glaube, ich habe sie für mich mit dem Song „Gentrifiziert“ auf einer Ox–CD entdeckt. Das Lied hat einen schönen Refrain zum Mitsingen und ist weniger metallastig. Da mich persönlich das Thema Mieten und Verdrängung schon eine Weile beschäftigt, kann ich mich mit dem Text auf voll identifizieren.
Das Publikum geht auch hier voll mit, was von der Band wohlwollend registriert mit. Am Abend vorher sei das Publikum durchaus zurückhaltender gewesen, erzählen sie. Und so eine Reaktion sei schon motivierend. Wer die Mühe und Wagnis auf sich nimmt und in Heilbronn auftritt, wird meistens von einem dankbaren Publikum belohnt. Das ist der Vorteil, wenn man vor musikalisch ausgehungertem Provinzlern auftritt.
Honeymoon Lecter aus Stuttgart hauen in eine ähnliche musikalische Kerbe wie Sick of Society. Allerdings bauen sie neben Punk und Metal mit deutschen Texten noch weitere musikalische Stile ein. So findet sich ein Song mit gerapptem Text und neben praktisch reinen Metal-Stücken, scheuen sich dann auch nicht mit Anwohnerparkausweis die schwäbische Powerballade aufzuführen.
Dem Publikum ist inzwischen anzumerken, dass schon zwei Bands gespielt haben, bei denen Vollgas gegeben wurde. Die Reihen haben sich etwas gelichtet, trotzdem ist vor der Bühne noch viel los und es wird weiter gepogt.
Leider kann ich nicht herausfinden, was Wirt Ozze wollte, als er Besucher vor der Bühne einen Kreis bilden lässt und sich auf dem Rücken liegend in der Mitte platziert. Ein Besucher packt ihn und lässt ihn auf dem Boden rotieren, was laut Ozze so nicht geplant war. Vielleicht wird die „Schildkröte“ zukünftig trotzdem fester Bestandteil von Konzerten in heilbrönX.
Hi,
der Oliver von Sick of Society hier.
Danke für die positive Erwähnung in dem Konzertbericht vom Sonntag. Hat uns gefreut 🙂
Sag mal, ist es möglich ein paar von Deinen Bildern von unserer Show zu bekommen? Wir hatten leider niemanden dabei, der für uns Bilder gemacht hätte. Wäre toll, wenn das klappen würde.
Falls Interesse an einem Interview besteht … einfach auch melden.
Danke im Voraus und VLG
Oliver