Los Banditos / Le Van Tuan, Emma 23 14. Oktober 2022
Der erdige Bluesrock der Heilbronner Le Van Tuan trifft auf die Entertainerqualitäten der Beat-Kapelle Los Banditos. Ein feierfreudiges und tanzwütiges Publikum bringt die Emma dann nah an die Apokalypse.
In der ersten Reihe tanzen überwiegend junge bis sehr junge Menschen. Zum Teil sehr ausgelassen und exzessiv. Bei den härteren Rockparts schwingen zwei Jungs die Köpfe. Und das alles zu Blues-Rock, eine Musik, die vermutlich in den 70er des vorigen Jahrhunderts ihren Höhepunkt hatte.
In Le Van Tuan erlebt sie nun ihr X-tes Revival in Heilbronn und dankenswerterweise nicht als reine Coverband. So dargeboten lasse ich mir das auch gefallen. Der Derwisch am Schlagzeug drischt bei den härteren Songs auf die Drums ein. Der Bass wummert in einem fort und die Gitarre legt die Melodien darüber. Auf allzu ausgiebige Soli wird verzichtet.
Zur Entspannung wird zwischendurch ein ruhigerer Song angestimmt, einmal nur mit Akkustik-Gitarre und reduziertem Schlagwert. Der Bassist darf Pause machen.
Es braucht nur eine kurze Anlaufzeit, bis der Funke von der spielfreudigen Band auf das Publikum überspringt. Nicht überraschend ist, dass ältere anwesende Semester das gut finden und – wenn noch vorhanden – das Hauptjahr schütteln. Dass Teenager, dazu tanzen und abgehen umso mehr.
Ein kurzer Blick ins Archiv: Das letzte mal, dass ich Los Banditos live am gleichen Ort gesehen habe ist schon wieder fast sechs Jahre her. Damals hieß die Emma noch Complex23 und die neue Platte der Band „Apokalypse der Liebe“. Es hat sich zu damals noch was geändert: Die Leute gehen bei Los Banditos tierisch ab. Es wird von Anfang bis Ende tanzt, was das Zeug hält.
Dem Sixties-Sound mit Surf-, Rock-, Schlager- und was weiß ich noch Einflüssen können die Leute nicht widerstehen. Ganz vorne tanzt beispielsweise eine zierliche blonde Frau das Konzert mehr oder weniger komplett durch. Vor dem Zugabenblock brüllt der Laden die vier Banditen förmlich wieder auf die Bühne. Wirt Ozze perfektioniert zwischendurch seine Stagedive-Fertigkeiten.
Die Band ist nicht nur super eingespielt sondern hat auch das eine oder andere Unterhaltungsmoment parat. Der Keyboarder wuchtet zwischendurch sein Instrument auf den Kopf und spielt es so. Die Trompeteneinlage mit goldenem Glitzerjäckchen wird zelebriert. Und auch der Song mit den Mini-Maracas produziert die erhofften Lacher. Dazu noch die lustigen Texte wie das Stück mit der Brause im Schrank. Wurde auch 2016 gespielt, 2022 singt der Laden es lautstark mit.
2016 habe ich in meinem Bericht festgestellt, dass die Apokalypse ausgeblieben ist. 2022 darf ich berichten, dass wir schon sehr nahe dran waren. Und noch etwas fällt mir auf: Der Keyboarder/Gitarrist/Trompter trägt bei beiden Auftritten das selbe Hemd. Hoffentlich zwischendurch gewaschen.