Blue Malva / Maeglin / We Lost Track, Emma 23 14. Januar 2023
Unter dem Titel „Back to the 90ies“ wird zwei Mal Grunge und einmal Metal kredenzt. Guter Abend mit viel Reminiszenz an Kurt Cobain und Besuch von der Schneekönigin. Hin wollte ich ursprünglich gar nicht.
Eigentlich habe ich gar nicht richtig Lust auf das Konzert zu gehen. Durch meine Faulheit muss ich noch diverse Berichte schreiben und Grunge mit Metal finde ich auch nicht so prickelnd. Nach intensiven Drängen eines Bekannten mache ich mich halt doch auf den Weg. Ein paar Fotos machen, Bier trinken und dann später einige Zeilen schreiben.
Den Abend eröffnen Blue Malva aus Stuttgart. Ihren Stil beschreiben sie seit als non-authentic und non-aggressive Grunge. Für dieses Understatement gibt es gleich Sympathiepunkte. Vermutlich bezeichnen sie sich als nicht-authentisch weil sie nicht aus Seattle kommen, denn das Trio klingt vor allem sehr authentisch nach Nirvana, insbesondere der Gesang.
Ziemlich druckvoll, was die drei Burschen auf der Bühne aufführen und neben Midtempo gibt es auch den einen oder andere Umtempo-Brecher. Dazu hat der Sänger noch so einen melancholisch-leidenden Blick drauf – da schmilzt das eine oder andere Herz.
Ob das tatsächlich der Fall ist kann ich nicht sagen. Was ich sagen kann, ist, dass das Publikum nach kurzer Zeit gut mitgeht. Haare werde geschüttelt und herumgepogt. Der Sänger trägt dazu noch ein Hemd im Original Baumfällen-Look. Muss ich kurz an 1994 denken, als ich beinahe Nirvana in Cardiff gesehen hätte. Tränen aus dm Auge gewischt und ich bin jetzt schon ziemlich froh, dass ich mich nicht daheim auf dem Sofa dem Alterssiechen hingegeben habe.
Weiter dann mit Maeglin ebenfalls aus dem Großraum Stuttgart und ein Quartett. Seltsamerweise fühlt sich das erst einmal weniger druckvoll an als die drei Musiker davor. Der Eindruck legt sich aber. Ich weiß nicht, ob sich soundtechnisch was verändert hat oder ob ich mich an die Band gewöhnt habe. Gefällt mir dann genauso gut wie Blue Malva – und auch hier nenne ich als Vorbild Nirvana. Ich kenne wirklich noch andere Grunge-Bands von Tad über Soundgarden bis Mudhoney – aber auch hier schienen die Mannen um Kurt Cobain das Vorbild zu sein.
Die Gesangsparts verteilen sich auf die beiden Gitarristen, die wie Kurt singen. Zwischendurch darf dann noch ein Mädchen – vermutlich Familienmitglied – auf die Bühne und Gitarre spielen. Auch hierfür Sympathiepunkte.
Publikum macht weiter mit. Ach ja, es gibt wieder einige richtige Punks in Heilbronn. Mit Iros und Lederjacken – was mich sehr freut. Und auch die machen fleißig mit. Wenn sie zukünftig am Siebenröhrenbrunnen abhängen, ist es fast wie früher. Bei einem Stück im Dreivierteltakt vollführt zunächst ein Pärchen einen Paartanz. Dazu gesellen sich dann weitere Päarchen und es wird fleißig gewechselt. Da tanzen irgendwann zwei Frauen oder auch zwei Männer miteinander.
Zwischendurch kommt dann eine Frau mit weißer Pelzmütze, weißem Pelzjäckchen, weißen Minirock und weißen Stiefeln in den Laden. Manche Dinge sind dann heute doch anders als in den 90ern, denn als Schneekönigin ist damals niemand aufgetaucht.
Zum Abschluss dann We Lost Track aus Lörrach. Der Fünfer spielt melodischen Metal mit kurzen Blastparts. Hingucker und prägendes Mitglied ist Sängerin Fabienne, die auch die gesamten Ansagen übernimmt. Die Reihen in der Emma haben sich schon etwas gelichtet, denn es ist schon fast ein Uhr als die Band anfängt. Wer noch da ist, macht aber weiter fleißig mit. Haupthaar wird also intensiv geschüttelt und herumgehüpft wird auch. Dass Wirt Ozze schildkrötet und stagedived muss ich wohl nicht mehr extra erwähnen.
Ich persönlich tue mich mit reinem Metal bis auf sehr wenige Ausnahmen schwer. We Lost Track verzichten dankenswerterweise auf exzessive Soli und auch sonst auf das eine oder andere Klischee. Wie zum Beispiel, dass man auf der Bühne böse gucken muss. Geburtstag hat dann auch einer von der Band und der Laden singt Happy Birthday.
Fazit: Ziemlich guter Abend und vom Plan einige wenige Fotos zu schießen bleibt auch nichts übrig. Ohne Aussortieren sind es 192, aus denen ich die passenden auswählen darf.
Schöner Artikel. Auch ein bisschen ironisch und schnippisch. Liest sich gut! Als einer der Musiker aus einer der Bands sag ich danke für’s vorbei kommen. Heilbronn hat ne coole Szene.
Hallo Alexander, vielen Dank. und ich freue mich über jeder Art von Rückmeldung – was leider sehr selten passiert – und natürlich besonders über Lob.
Hallo Szene Heilbronn – ich hoffe du liest, dass dich jemand mag.
Ziemlich cool wie du’s schreibst 🙂