Von Füchsen und Katzen

Harald Riegg lest am 23.02.2023 in der Emma

Harald Riegg, Emma 23 23. Februar 2023

Nach der Corona-bedingten Pause im Januar spannt Harald Riegg einen Bogen von institutionalisierter Tierquälerei über Beziehungsstress zu Cat Content. Außen vor dieses Mal die amerikanische Literatur, dafür Tiefgründiges von Heinrich Heine.

Harald Riegg liest immer wieder Shakespeare und traf dabei auf den Sport „Fuchsprellen“. Im Band „Kleines Brevier vergessener Sportarten““ von Edward Brooke-Hitching findet er neben vielen anderen inzwischen vergessenen Sportarten eben die Beschreibung von „Fuchsprellen“. Beim Fuchsprellen werden Füchse in einer Arena umher gescheucht. Sobald sie über auf dem Boden liegende Tücher laufen, werden die von den an den Enden platzierten Personen angehoben und der Fuchs so lange in die Luft geworfen bis er stirbt. Wer die meisten Tiere tötet gewinnt. August der Starke von Sachsen war beispielsweise ein begeisterter Fuchspreller, der hunderte Tiere getötet hat.

Vom zum Glück heute nicht mehr praktizierten Sport geht es zu Dirk Bernemanns „Ich hab‘ die Unschuld kotzen sehen“. in der Geschichte „Für Sie “ vom Titanic-Gründer geht es um eine 67-Jährigen, der vor seiner Partnerin fliehen will, da sie verrückt sei. Er hat sie einst mit einem Schraubenzieher in der Hand in der Notaufnahme kennengelernt. Sie zieht bei ihm ein und die Beziehung changiert zwischen Gesprächen und Beleidigungen. Sex haben sie keinen. Nach dem Fluchtversuch kehrt der Mann zurück und nach einer Beschimpfung landen sie im Bett. Die Geschichte entfaltet ihren Reiz aus der lakonischen Sprache.

Die Emma 23 mit Harald Riegg auf der Bühne
Blick auf die Bühne mit Harald Riegg und Publikum
Blick über die Schulter von Harald Riegg
Blick über die Schulter von Harald Riegg

Nach der Pause geht es mit Heinrich Heines “ Gott gab uns nur einen Mund“ weiter. In Zeilen wie “ Gott gab uns nur einen Mund, Weil zwei Mäuler ungesund. Mit dem einen Maule schon
Schwätzt zu viel der Erdensohn. Wenn er doppeltmäulig wär“ steckt unglaublich viel Witz und Wahrheit. Das ganze Gedicht sollte sich jeder bei Gelegenheit zu Gemüte führen.

Bei der „Faulenden Birne“ handelt es sich um eine Geschichte von Harald aus seinem Band Lesezeichen. Der Erzähler hütet während des Urlaubs die Wohnung der Nachbarn und stiehlt am Ende eine Eintrittskarte aus der Schachtel mit Erinnerungsstücken. Maj Sjöwall und Per Wahlöö haben das Genre des politischen Thrillers mitbegründet. In „Die Terroristen“ soll ein schwedischer Polizist in einem ungenannten südamerikanischen Land Personenschutz bei einem Großeinsatz lernen. Am Ende fällt ihm der Kopf des ungeliebten Präsidenten auf das Haupt.

Blick von oben auf Harald und das Publikum
Blick von oben auf Harald und das Publikum
Harald unterstreicht das Gelesene mit Gesten
Gesten gehören bei Harald Rieggs Lesung dazu

Amüsant wird es bei „Was deine Katze wirklich denkt“von Robert Gernhardt. In zwei Episoden geht es darum, dass der Katze vom Essen abzugeben ist und dass ein leerer Teller selbstverständlich sofort wieder zu füllen ist. Wer schon einmal eine Katze als Haustier hatte – äh einer Katze als Personal diente – kennt das.

Etwas ungewohnt an diesem Abend diverse politische Bemerkungen Haralds zum Beispiel über die Echo-Berichterstattung über eine Klebeaktion von Klimaaktivisten in Heilbronn. Kam bis zu diesem Abend so noch nicht vor.

Dieser Beitrag wurde unter Lesung abgelegt und mit , , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert