The Higgins / Zystem, Emma 23 4. März 2023
Alle Bedenken sind unnötig: Auch nach Corona begeistern The Higgins aus Aalen noch. Kann nicht anders sein, vor allem da Zystem aus dem Großraum Stuttgart vorher gut einheizen und mit Salz gedopt wird. Achtung: Alles völlig subjektiv, da ich Veranstalter bin.
Alles hat ein Ende und auch die Coronabedingte Zwangspause als Konzertveranstalter endet endlich an diesem Abend. Mit Zystem will ich etwas machen, seit sich sie 2017 als Vorband von Disco/Oslo im Stuttgarter Kellerklub gesehen habe. Wie habe ich damals geschrieben: „Das könnte eine richtig interessante lokale Band werden.“ Nur sechs Jahre später ist es auch schon so weit. Ich war mir im Vorfeld etwas unsicher, ob das Konzert besuchstechnisch ein Erfolg werden würde. Als die ersten Töne erklingen, ist der Laden gut gefüllt und es dauert auch nicht lange, bis die ersten Besucher anfangen zu tanzen.
Das sieht mittlerweile auch richtig Punk-mäßig aus, da es in Heilbronn mittlerweile ein erkleckliche Zahl an Iro- und Lederjackenträgern und -trägerinnen gibt. Sehr beeindruckend der junge Mann mit Rock und Dreadlocks, der bei Minustemperaturen barfuß kommt. Aber ich bin auch ein altes Weichei.
Das Grundgerüst ist bei Zystem ganz klar Deutschpunk. Allerdings zaubern sie statt verzerrter Gitarren eher sirrende Postpunk-Klänge aus den Saiten. Dazu kommt der teilweise recht harmonische mehrstimmige Gesang. Wer nicht auf dem Konzert war, sollte sich die Platte „Relevant“ reinziehen. Ist auch auf Spotify zu finden.
Mit Higgins mache ich seit über zehn Jahren Konzerte. Fast jedes Jahr wurde dabei das Bandessen gelobt, allerdings immer nachgesalzen. Dieses Jahr war es tatsächlich das erste Mal, dass scheinbar nichts gefehlt hat. Dabei haben wir sogar extra Gin-Salz dabei.
Vor der Bühne ist es zu Beginn des Auftritts noch etwas leer, Pause zwischen den Bands war dem einen oder anderen Konzertbesucher wohl zu kurz. Higgins hauen ungerührt einen Hit nach den anderen raus und auch das von mir hochgeschätzte „Down on the streets“ – findet man nicht auf Spotify. Inzwischen haben sie in Heilbronn, der Stadt mit Salzbergwerk, auch eine Fanbase, die die Refrains eifrig mitsingt.
Etwas später ist der Laden dann auch wieder richtig voll und vor der Bühne geht es ab. Wirt Ozze und eine weitere Konzertbesucherin stagediven. Dann wird es kurios: Sänger Tobi, übrigens an diesem Abend extrem agil auf der Bühne, kündigt einen neuen Song an. Dazu wechselt er an die Gitarre und der Gitarrist ans Mikro. Dazu kommt der junge Bandbegleiter Timmy auf die Bühne.
Als die Band loslegt, flippt der Gitarrist völlig aus. Mit weit aufgerissenen Augen steht er schreiend im Publikum, Mikrofonkabel als Schlinge um den Hals. kurzum: Völlig irre. In einem ruhigeren Part des Songs rappt dann Timmy. Nach all den Hggins-Auftritten, die ich gesehen habe, völlig überraschend. Ich bin gespannt, ob sich der Song im Programm hält. Oder war es doch nur zu viel Salz?
Gegen Ende packen die Emma-Leute den Trockeneis-Nebel aus. Das ergibt eine wunderbare Fotostimmung und erinnert an Konzertaufnahmen in völlig verrauchten und verruchten Rockschuppen. Wie kann man das toppen? Vielleicht mit einem Gig im Salzbergwerk.
Das war ein perfekt organisiertes Konzert mit zwei klasse Bands, die sich komplett verausgabten. Und das vor einem willigen Publikum 😅.
Roland, das war toll gemacht! Bitte öfters!
Danke für das Lob. Ich bemühe mich, um weitere Termine…Annabell?