Anoia / Berlin 2.0, Neue Schachtel 24. Juni 2023
Stuttgarts Postpunk-Newcomer Berlin 2.0 feiern in einem größeren Backofen die Release-Party ihres Debutalbums. Ein Auftritt, der Lust auf mehr macht und den Anoia mit Düsterpunk passend eröffnen.
Es ist kuschelig warm in der Schachtel, als ich ankomme. Draußen ist es sommerlich und drinnen noch mal mindestens fünf Grad heißer. Schön, dass ich jetzt endlich weiß, wo sich der Konzertort aus vier Stahlcontainern befindet. Auf den Flyern von „Für Flüssigkeiten und Schwingungen„, die da viel veranstalten, steht ja keine Adresse. Den Auftakt machen Anoia. Die drei Mitglieder aus Karlsruhe, Stuttgart und Tübingen machen laut Eigenbeschreibung Düsterpunk. Gesangsparts teilen sich Bassistin und Gitarrist, was schon mal für Abwechslung sorgt. Die Song bewegen sich eher im Midtempo-Bereich. Das Publkum nimmt das wohlwollend auf, bewegen will sich aber kaum jemand.
Bei der Durchsicht der Fotos für diesen Artikel fällt mir auf, dass die Lichtsituation vor Ort suboptimal war. Die Schachtel ist halt ein echter Underground-Laden – statt Lichtanlage tun es auch drei kleine Strahler. Vermutlich hätte ich mit Blitz fotografieren sollen. Da ich außerdem dumm bin, lösche ich am Montag aus Versehen alle Videoaufnahmen des Wochenendes auf dem Mobiltelefon: Normalerweise versehe ich mit denen meine Instagram-Posts, um mehr Leser anzuziehen. Argh!
Als ich die Ankündigung für die Release-Party von Scherbenhügel gelesen habe, dachte ich, dass das eine wirklich große Veranstaltung mit Heimspielcharakter wird Im „Ox“ haben es Berlin 2.0 in der Juni Ausgabe immerhin auf Platz 1 der Geschmackskontrolle geschafft. Dass der Konzertort eine bessere Juz-Größe hat, überrascht mich dann.
Als die Band um 23:30 Uhr loslegt, ist der Konzertraum gut voll ohne überfüllt zu sein. Frotfrau Elena zieht fast alle Blicke auf sich. Sie bewegt sich auf der Bühne hin und her, wirbelt immer wieder die Haare durch die Luft oder reckt die Faust. Bei „Feind am Tisch“ kann man die innere Zerissenheit sehen.
Mir persönlicih gefallen die Songs und Parts am besten, bei denen Elena singt und nicht schreit, wie bei „Haselnüsse“. Da kommt ihre Gospel-gestärkte Stimme am besten zur Geltung.Die Musik hat einen starken Postpunk-Wave Einschlag, der in den ruhigeren Parts an The Cure erinnert. Die Band kann aber auch härter Richtung Punk und Hardcore, zumindest Elena hat auch einen Metal-Background.
Der Auftritt kommt beim Publikum gut an. In der ersten Reihe stehen einige junge Frauen, die tatsächlich schon Texte mitsingen können. Echte Fans. Nach ein paar Songs wird dann intensiver getanzt und das Konzert wird zur würdigen Release-Party. Es hätten auch ein paar Stücke mehr sein dürfen, allerdings ist das Repertoire noch begrenzt. Ich bin gespannt, wie es mit der Band weitergeht.