
Fliehende Stürme / Phileas Fogg, 29. September 2023 Goldmark’s
Phileas Fogg aus Ludwigsburg sind mit ihrer Mischung aus Wave und Postpunk die richtige Vorband. Bei Fliehende Stürme ist das Goldmark’s rappelvoll und neben dem Publikum ist auch die Band begeistert.
Kurz vor dem Konzert überlege ich nich, ob ich mir eine Karte im Vorverkauf sichern soll. Fliehende Stürme sind eine altgediente Band, die aber verhältnismäßig selten in der Region auftritt. Ich entscheide mich dagegen und beim Eintreffen, ist die Besucherzahl überschaubar. Als die Vorband Phileas Fogg loslegen ist das Goldmark’s nicht leer sondern mittelmäßig gefüllt. Seit das Trio 2019 das Debütalbum „Kopf, unten“ veröffentlich hat, bin ich Fan. Die Mischung aus Wave, Electro, Postpunk und guten, kritischen deutschen Texten hat internationales Format. Live nutzen sie neben einer Drummachine weitere elektronische Effekte oder spielen einen Song mit zwei Bässen.


Das Publikum im Goldmark’s reagiert freundlich, richtig zünden will es an diesem Abend nicht. Bei den schnelleren Stücken wird hier und da getanzt. Vermutlich warten die meisten Anwesenden aber auf die Hauptband. Ich nehme mit trotzdem vor in näherer Zukunft endlich das 2018 geplante und dann ausgefallene Konzert mit ihnen in Heilbronn zu veranstalten und ziehe mir die Schallplatte.


Als Fliehende Stürme anfangen hat sich die Szenerie gewandelt. Das Goldmark’s ist proppenvoll und ich komme kaum nach vorne zur Bühne. Es wird dann auch schnell klar, dass vielen der Auftritt sehr wichtig ist. Da sieht man immer wieder Besucher die Teste mitsingen. Nach ein paar Stücken entwickelt sich vor der Bühne ein Pogopit. Da ist aber Platz da, so dass die Tanzenden immer wieder in andere Besucher prallen. Platz zum Ausweichen ist praktisch nicht vorhanden. Mir rinnt dann auch bald Schweiß herunter, obwohl ich mich kaum bewege. Auch für die Band scheint es ein besonderer Abend zu sein. Zwischendurch bekennt Andreas Löhr: „Ich habe mich schon lange nicht mehr in Stuttgart so wohl gefühlt“.


Seit 1988 hat die Band zwölf Alben veröffentlicht. Ein Opus in dem ich mich kaum auskenne, so dass ich nicht sagen kann, welcher Klassiker nun gespielt wurde. Gesehen habe ich sie vorher auch noch nie. Was sie spielen ist „Duell der Letzten“ der Vorgängerband Chaos Z. Eine Punkband, die, obwohl sie nur von 1980 bis 1983 existierte, bis heute im Hardcore-Punk-Genre populär ist. Als Gastsänger kommt dann Ralf von der Stuttgarter Punkband Fehlproduckt. Man kennt sich aus den 1980ern. Sie singen gemeinsam „Alles ist grau“ von Chaos Z. Auf YouTube findet sich übrigens ein fast vierzig Minuten langer Mitschnitt vom Konzert.


Richtig gut finde ich den Zugabenblock. Inzwischen habe ich mich wohl in den speziellen Sound der Band eingehört. Zudem haben sich die Reihen etwas gelichtet und der Pogopit ist verschwunden. Es gibt etwas Platz und die Leute tanzen entspannt für sich. Jetzt fühle auch ich mich richtig wohl.