Keine Elefanten, Kamele oder Kameras mit Objektiv

Peter and the Test Tube Babies / Frank from Blue Velvet, Wizemann 21. Dezember 2023

Nach unerwartetem Country von Frank from Blue Velvet zeigen Peter and the Test Tube Babies, dass sie nicht zum alten Eisen gehören. Gelungener Auftritt zum 40-Jährigen Jubiläum ihres Studio-Debut-Albums.

Ich bin fast vorbei, da kommt doch die Aufforderung stehen zu bleiben. Ich bin mittlerweile ein medienkonformes Schlafschaf und bleibe pflichtschuldigst stehen. Der Security-Mitarbeiter sieht sich die umgehängte Spiegelreflexkamera an. Kurze Rückversicherung, dann die Mitteilung: „Die kann nicht mit rein.“ Ich argumentiere, dass es mittlerweile Mobiltelefone gibt, die bessere Fotos und Videos produzieren. Aber er bleibt hat: „Das steht in unsere Hausordnung.“ Wer das wann und warum da reingeschrieben hat und warum es Ende 2023 immer noch da steht, weiß niemand. Vermutlich steht da auch drin, dass Elefanten und Kamele den Konzertort nicht betreten dürfen. Was soll’s, ich lasse die Kamera am Eingang und mache Bilder mit dem Handy.

Frank from Blue Velvet im Wizemann
Klassischer Einsteig mit Totale von Frank from Blue Velvet
Sänger, Gitarrist und Drummer von Frank from Blue Velvet
Sehen nach wildem Westen aus, kommen aber aus England

Vorband legt dann recht bald los. Es ist überraschenderweise eine Countryband namens Frank from Blue Velvet. ich höre kurz zu und mache ein paar Fotos. Normalerweise sehe ich mir auch Vorgruppen an, aber an dem Abend bin ich schon so auf Pete and the Test Babies eingestellt, dass da kein Country passt. Der oder die eine oder andere scheint Frank und seine Band zu kennen und der bedankt sich in sehr gewähltem britischem, Tonfall. Später recherchiere ich , dass die Gruppe tatsächlich aus England kommt. Dann verlasse ich den Konzertsaal und warte im Kneipenbereich.

Peter and the Test Tube Babies im Jahr  2023
Peter 2023 hat offensichtlich gute Laune
Das Wizemann mit Band
Das Mobiltelefon macht vermutlich bessere Fotos als meine Spiegelreflex

Es ist tatsächlich das erste Mal, dass ich Peter and the Test Tube Babies sehen werde. Ich hatte mir zwar in den 80ern die „Mating Sounds of South American Froggs“ auf Kassette gezogen und die „Soberphobia“ als CD gekauft. Beides auch ausgiebig gehört. Als dann die Auftritte zur Weihnachtszeit in der Röhre in Stuttgart quasi zur Institution wurden, konnte ich mich aber nie aufraffen hinzugehen. Bei dieser Tour soll also zum Jubiläum der Veröffentlichung „Mating Sounds of South American Froggs“vor 40 Jahren die komplette Platte gespielt werden. Dass der Zahn der Zeit an Peter nicht spurlos vorbei gegangen ist, dachte ich mir vorher. Immerhin ist die Band seit 1978 unterwegs. Als Peter dann mit seinem Doppelkinn und Kessel auf die Bühne kommt, bin ich dann doch ziemlich überrascht.

Publikum bei Peter and the Test Tube Babies
Der Pogopit vor der Bühne
Frontman Peter in Großaufnahme
Frontman Peter in Großaufnahme

Das spielt aber keine Rolle, denn schon nach wenigen Tönen erinnere ich mich an die einzelnen Songs des „Mating Sounds…“-Albums. Der Sound ist gut und die Band spielt die Songs auch druckvoll. Peters Stimme klingt zwar etwas kratziger als ich sie in Erinnerung habe, trotzdem ist es ein richtig guter Auftritt. Das Wizemann ist ausreichend gefüllt, man kann man sich ohne Probleme im Raum bewegen und zum Beispiel problemlos Biernachschub holen. Das durchweg recht alte Publikum macht auch mit und vor der Bühne bildet sich ein Pogopit. Darunter auch eine größere Anzahl an Skinheads – die Band erfreute sich in Oi-Kreisen immer größerer Beliebtheit.

Bei einigen Songs unterstützt eine Keyboarderin
Bei einigen Songs unterstützt eine Keyboarderin
Band mit Filmprojektion im Hintergrund
Vorne die Band heute, hinten auf der Leinwand früher

Auf der Platte sind wirklich einige hervorragendes Songs, wie z.B. „The Jinx“, die auch nach 40 Jahren immer noch hervorragend funktionieren. Einige Lieder spielt der Original-Drummer, bei den meisten Songs gibt ein etwas jüngerer Schlagzeuger den Takt vor. So schafft die Band es ohne Ermüdungserscheinungen durch die gesamte Lp und spielt als Zugaben noch weitere Hits wie „Banned from the Pubs“ oder „Elvis is Dead“. Während des Konzerts wird hinter die Bühne ein Film projiziert, der Aufnahmen der Band vornehmlich aus vergangenen Jahrzehnten zeigt. Wie ich mir die Bilder so ansehe, schwant mir, dass ich mir die Band schon einige Jahre früher hätte ansehen sollen. Einziges Manko des Konzerts: Am Merchandise-Stand kann man die auf dieser Tour promotete Schallplatte nicht kaufen.

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2 Antworten zu Keine Elefanten, Kamele oder Kameras mit Objektiv

  1. Steffen sagt:

    Mensch Roland, das hab ich verpasst! Das musstest du doch merken, dass ich da hin will! Vor fünf Jahren im Universum war das eines der geilsten Konzerte ever!

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