The Physics House Band / On The Roof, Emma 23 2. November 2019
Wenn man in der Provinzstadt Heilbronn wohnt, geht man auch mal zu stilistisch anderen Konzerten. Mit den Heilbronnern On The Roof und den Briten von der Physics House Band betritt man dann bahnbrechend vertracktes musikalisches Terrain. Da raucht der Kopf.
Irgendwann ruft jemand: „Was ist passiert? Ich raff’s nicht!“ Das Publikum lacht, vielleicht weil viele ähnlich denken. The Physics House Band haben da dem geneigten Hörer schon einiges zugemutet. Mit simplen Strophe-Refrain-Strophe-Refrain-Bridge etc hält sich die Band nicht auf. Jeder Song ist ein ewiges Fortentwickeln, eine Mixtur aus lauten und leisen Parts. In ein Lied einhören ist unmöglich und über Texte und Stimme kann man sich auch nicht annähern – es ist eine reine Instrumentalband.
Bis auf den Schlagzeuger haben alle Musiker zusätzlich zu Saxofon, Gitarre und Bass noch Keyboard, Synthesizer oder Laptop vor sich stehen. Da nimmt sich der Musiker beim spielen selbst auf und legt immer neue Schichten aufeinander. Selbst der Drummer dreht noch an Effektgeräten.
Was da entsteht ist schwer zu beschreiben. Es gibt sehr leise und melodische Parts, die plötzlich in ein Metal-mäßiges Geballer übergehen. Dann kommt ein angefunktes Stück Musik, dann wieder was ruhiges. Praktisch kein Part wird ohne Veränderung zwei Mal gespielt. Das ist insgesamt unglaublich fordernd für den Zuhörer.
Es ist nicht das, was ich sonst so höre, aber vor allem der manische Trommler eröffnet mir einen Zugang. Unglaublich wie der bei den lauten Parts auf die Felle eindrischt. Auch im Publikum finden sich Liebhaber. So wird zwischendurch auch mal wird gepocht. Den Briten gefällt es so gut, dass sie versprechen im nächsten Jahr wieder zu kommen.
Gut auf die Hauptband stimmen On The Roof das Publikum ein. Die Heilbronner sind ebenfalls bestrebt sich vom üblichen Rockschema abzusetzen. Auch hier stehen komplexere Songstrukturen im Vordergrund. Durch den Gesang und eine grungigere Ausrichtung, ist das aber zugänglicher. Auch wenn es hier schnellere Parts gibt, bei denen im Publikum die Haare durch die Luft gewirbelt werden. Schönster Moment ist wie auch bei meinem vorangegangenen Konzertbesuch der Band, der Part auf dem Flügelhorn.